Hasel, Hainbuche, Schlehe, Ginster und Holunder gehören zu den typischen Gewächsen am Rand der Feldwege im hessischen Spessart. Igel, Haselmäuse und die ebenso seltenen wie scheuen Kreuzottern und Ringelnattern finden in den Hecken um Jossgrund Unterschlupf und Nahrung. Markant grünlich schimmernde Goldlaufkäfer nutzen den natürlichen Sichtschutz für ihre Beutezüge. Amseln, Zaunkönige, Neuntöter und viele andere Vögel ziehen hier ihre Jungen auf. Und das sind nur einige Beispiele der Artenvielfalt, die sich in dem schützenden Gestrüpp tummelt. Damit das so bleibt, brauchen die Pflanzen regelmäßige Pflege.
„Wenn eine Hecke zu hoch wächst, wird sie unten schnell kahl und bietet dann beispiels-weise Raubvögeln einen reich gedeckten Tisch“, erklärt Barbara Fiselius, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbands Main-Kinzig-Kreis.
Darum ist es hilfreich, das dichte Strauchwerk in regel-mäßigen Abständen auf den Stock zu setzen, wie die Fachleute sagen. Dabei wird das dichte Grün bis auf etwa 20 Zentimeter Höhe zurückgeschnitten.
„Wichtig ist, eine Hecke nur abschnittsweise und nicht vollständig auf ganzer Länge zu stutzen, damit die darin heimischen Tierarten noch eine Chance haben, in das benachbarte Buschwerk umzuziehen“, berichtet Barbara Fiselius.
Aus Rücksicht auf Brut- und Nistzeiten ist das nur während der Herbst- und Wintermonate zwischen Oktober und Februar erlaubt. Die Hecke treibt nach dem Rückschnitt schnell wieder aus und wächst in den folgenden Jahen erneut buschig in die Höhe. Durch den Rückschnitt fällt mehr Sonnenlicht auf die Säume vor den Hecken. In der Folge gedeihen dort verschiedene Wildkräuter, die Insekten ein reichhaltiges Blütenbuffet bieten. Sonnige Bereiche an den Waldrändern in Hanglage, die ebenfalls regelmäßig freigeschnitten werden, sind darüber hinaus wichtig für Eidechsen, Schlangen und andere Reptilien, die hier Sonnenenergie tanken und auf Artgenossen treffen. Und Reisighaufen bieten Igeln ein Zuhause für die Wintermonate.
„Die biologische Vielfalt in und um die Hecken im hessischen Spessart ist bemerkenswert“, sagt Barbara Fiselius. „Umso wichtiger ist es, dass wir dazu beitragen, sie zu erhalten.
Dass wir dabei Artenschutz mit Energiegewinnung vereinen können, ist schon eine ganz besondere Situation in der Region.“ Denn das Gehölz aus dem Beschnitt landet nicht etwa auf dem Kompost, sondern wird als Brennstoff für das Holzschnitzelkraftwerk Burgjoß genutzt, das die Dorfgemeinschaft genossenschaftlich betreibt.
Vor acht Jahren stieß der Landschaftsverband das Projekt erstmals an. Heute kann das Bioenergiedorf Burgjoß rund 20 Prozent der Heizenergieversorgung aus der Heckenpflege gewinnen.
Ein toller Erfolg, wie Barbara Fiselius findet: „Damit das alles so gut funktionieren konnte, mussten alle Beteiligten an einem Strang ziehen – und das waren nicht wenige. Neben der Gemeinde und dem Landschaftspflegeverband gehören dazu die Untere Naturschutzbehörde, das Forstamt, ein Reptilienfachmann, die Naturlandstiftung und einige Imker.
Ein schönes Beispiel dafür, wie wir etwas für alle Seiten Sinnvolles erreichen können, indem wir miteinander sprechen und zusammenarbeiten.“