Bewegende Biografien in bewegten Bildern

Warum ein Jossgründer nach überstandener Krebserkrankung sehr persönliche Interviews führt.

Für Holger Heinemann steht fest: Die eigene Lebensgeschichte zu erzählen und dies im Video aufzunehmen, ermöglicht es, auf sehr persönliche Weise für die Nachwelt Erinnerungen festzuhalten. 

Ein solches Zeitdokument ist lebendiger, als Fotos oder verwackelte Geburtstagsvideos je sein könnten. Darum dreht er visuelle Biografien und nennt sie „Film deines Lebens“

Wer mitten im Leben steht, denkt selten über die eigene Vergänglichkeit nach. Wie schnell sich das ändern kann, weiß Holger Heinemann nur zu gut. Vor drei Jahren wurde bei dem heute 38-Jährigen Krebs diagnostiziert. Der junge Familienvater unterzog sich fünf Monate lang einer aggressiven Bestrahlungstherapie. In dieser Zeit des Bangens und Hoffens beschäftigte er sich mit existenziellen Fragen. Darunter auch die, was er seinem damals anderthalbjährigen Sohn hinterlassen würde, falls die Behandlung nicht anschlagen sollte. „Wird er sich später überhaupt an mich erinnern? Was werden andere Leute über mich erzählen können? Welche Möglichkeit habe ich, meinem Sohn überhaupt noch etwas mit auf den Weg zu geben?“, erinnert sich Holger Heinemann. Aus seinen Überlegungen entstand die Idee, ein Video aufzunehmen. Eines, in dem er von seinem Leben erzählt und sehr persönliche Worte an seine Lieben richtet. „Es ist doch viel schöner, einen Menschen mit Stimme, Gestik und Mimik einzufangen als auf Fotos“, erklärt der Jossgründer.

Heinemann besiegte den Krebs und fasste den Entschluss, anderen Menschen die Möglichkeit einer solchen Videoaufnahme zu bieten. Nach einjähriger Planungs- und Bauzeit für das Studio sowie die Beschaffung des nötigen Equipments eröffnete er 2019 sein Start-up unter dem Namen „Film deines Lebens“. Bekannte rieten ihm, als Standort doch lieber eine Stadt wie Frankfurt zu wählen – zentral gelegen und gut erreichbar. Aber für Holger Heinemann stand fest, dass so ein Projekt nur auf dem Land funktionieren kann: „Um das eigene Leben zu reflektieren, braucht man eine ruhige Umgebung mit Nähe zur Natur und genügend Zeit. Das funktioniert nicht so gut im Trubel einer Großstadt“, erklärt der passionierte Fotograf.

„Es kostet Menschen viel Kraft, in ihren Erinnerungen zu wühlen – ganz gleich, ob  diese nun schön oder weniger erfreulich sein mögen.“

Darum rät er Interessenten bei den unverbindlichen Vorgesprächen gerne zu einem Spaziergang durch den Wald. Das Studio ist so eingerichtet, dass es für die Protagonisten etwas Vertrautes hat. Wer den Raum betritt, hat das Gefühl, abends in einem Wohnzimmer zu sitzen und über alte Zeiten zu plaudern. Die Sessel sind weich gepolstert, im Hintergrund lodert ein Kaminfeuer. Als ehemaliger Sportfotograf in der Fußballbundesliga weiß Holger Heinemann, wie er Menschen gut in Szene setzt. Und mit journalistischem Gespür und dem nötigen Einfühlungsvermögen versteht er es, seinem Gegenüber die richtigen Fragen zu stellen. Die meisten seiner Kunden sind im Rentenalter und möchten ihren Kindern und Enkeln ein lebendiges Andenken hin-terlassen. Daneben gibt es auch jüngere Menschen, die einfach über Karriere und Erfolg sprechen möchten. Auch ein Video für einen runden Geburtstag hat Heinemann schon gedreht. In diesem erklären Freunde, was sie an dem Jubilar so schätzen. Damit haben sie ihm ein ziemlich einmaliges Geschenk bereitet. Unabhängig vom konkreten Anlass sind alle Videos professionell gemacht. Die Länge variiert nach Wunsch des Auftraggebers zwischen 90 und über 360 Minuten. Dabei steht nicht nur der jeweilige persönliche Lebenslauf im Zentrum. Es geht beispielsweise auch darum, welche Werte und Glaubenssätze jemand vertritt und welche persönlichen Worte man seinen Liebsten mitgeben will. Die Aufnahmen sind auch für das Team um Holger Heinemann, das ihn beispielsweise bei der Tontechnik und im Videoschnitt unterstützt, eine emotionale Erfahrung und auf alle Fälle immer eine echte Herzensangelegenheit. Die Geschichen, die er hört, gehen auch ihm teilweise nahe. „Wichtig ist für mich stets, eine neutrale Haltung im Gespräch zu bewahren.

Mit meinen Fragen rege ich zum Erzählen an. Hier geht es allein um das, was mein Gegenüber über sein Leben sagen möchte.

Bewertungen in irgendeiner Weise stehen mir nicht zu“, erklärt der 38-Jährige, der in der Vergangenheit auch journalistische Erfahrungen gesammelt hat. Wenn er anderen einen Rat mit-geben könnte, so Heinemann, wäre es dieser: „Man neigt dazu, manche Dinge vor sich herzuschieben: ein Testament auf setzen, eine Patientenverfügung ausfüllen oder die eigene Lebensgeschichte erzählen. Aber gerade mit solchen Dingen sollte man nicht zu lange warten, denn es kann im Leben leider auch anders kommen“, berichtet Heinemann aus eigener Erfahrung.

Mehr Informationen zum „Film deines Lebens“ finden Sie hier: www.film-deines-lebens.de